60 Jahre Mauerbau gehören zur Geschichte Deutschlands

Heute, am 13. August 1961 wurde die Mauer gebaut, die Deutschland von da an 28 Jahre, 2 Monate und 26 Tage in Ost und West geteilt hat.
Den Mauerbau 1961 habe ich natürlich noch nicht miterlebt, ich bin Jahre später geboren, dafür aber den Mauerfall am 9. November 1989. Diese Tage des Aufstandes der damaligen „DDR-Bürger“ habe ich mit meinen Eltern im Fernsehen verfolgt.

Noch am 15 Juni 1961 sagte Parteichef Walter Ulbricht die wohl bekanntesten Worte: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!“ – 2 Monate später wurde die Berliner Mauer gebaut.

Wenn man mal darüber nachdenkt, das die damaligen Machthaber einfach mal eben so mitten durch die Stadt eine Grenze gezogen haben, Familien getrennt haben, Jobs genommen und Existenten zunichte gemacht haben.
Viele sind geflüchtet, manche noch direkt während des Mauerbaus, andere kurz danach und auch noch bis 1989 haben die Menschen ihre Heimat verlassen für ihre Freiheit. Es gibt viele Berichte, Filme von den spektakulärsten Fluchten, wie über den wohl bekanntesten Tunnel, den Studenten gebuddelt haben. Aufgrund von Geldmangel hat ein Fernsehteam aus den USA den Bau begleitet, so existiert hiervon auch noch eine Dokumentation. Die Geschichte wurde auch später verfilmt, sehr spannend übrigens. Viele sind auch mithilfe von Fluchthelfern geflüchtet, meine Tante ist noch einmal zurück nach Rostock und dann ein Jahr später mit einem Fluchthelfer über die Grenze gekommen.
Einer meiner Cousins ist auch geflüchtet, 1989 mit seiner Frau und dem Sohn über Ungarn.
Da hat sicher noch keiner geahnt, dass es bereits am 9. November zur Grenzöffnung kommt und noch in der Nacht die Mauer „gestürmt“ wird.
Wir haben übrigens am 11. November den ersten Besuch von „Drüben“ bekommen, ein Bruder mit seiner Frau von meinem Vater, gleich für 1 Woche. Einen Tag später, nachdem sie weg waren kam der nächste Bruder mit seinem Schweigersohn. Danach dann nach und nach auch die anderen Verwandten.

Warum habe ich einen Bezug zum „geteilten Deutschland“?

Ich bin im sogenannten Westen aufgewachsen, im schönen Marl am Rand des Ruhrgebiets und ich liebe es hier zu leben.
Mich hat aber das geteilte Deutschland schon immer beschäftigt, denn ich wußte natürlich von Kind an, dass ich Verwandtschaft im „Osten“ habe – in Rostock.
Mein Vater ist als Kind 1947 mit meiner Oma und Tante hier in den Westen geflüchtet, in einer abenteuerlichen Fahrt in mehreren Zügen. Hier in Marl ist er am 6. Dezember angekommen.
Mein Stiefopa war immer mein Opa und für meinen Papa ein toller Vater. Ihn hat meine Oma in Rostock kennen gelernt, er hat bei den Heinkel Flugzeugwerken gearbeitet, und wegen ihm ist sie hierher gekommen.
Mein richtiger Opa ist mit zwei Söhnen in Rostock geblieben und hat auch neu geheiratet. Ich habe ihn und meine Stiefoma auch noch kennen gelernt, als wir Mitte der 70er in Rostock auf Verwandtschaftsbesuch gewesen sind. Ich weiß noch, dass mein Stiefoma heimlich Maße von meiner Puppe genommen hat und mit später ein großes Paket mit selbst genähten Puppenkleidern geschickt hat, ich glaube ich habe sogar noch einiges davon.

Meine Buchempfehlung zum Thema Mauerbau

Vor einigen Tagen habe ich das Buch „Dreieinhalb Stunden: Wie entscheidest du dich?“ von Robert Krause gelesen, was mich schon bewegt hat. Heute bauen sie die Mauer. Du sitzt im Zug zurück in die DDR. Bleibst Du im Westen, oder fährst Du nach Hause?
Auch der Film hat mir sehr gut gefallen und er ist gut zum Buch umgesetzt. Einen Blogbericht gibt es auch dazu.

Und in diesem Buch geht es eben genau um den besagten Tag, wie die Menschen im Zug und auch eine Lokfahrerin aus dem Grenzgebiet die Nachricht aufnehmen, das in diesem Moment die DDR abgeriegelt wird. Einige steigen aus und beginnen ein neues Leben, andere fahren zurück in die Heimat, in das abgeriegelte Deutschland.

Wäre ich auch abgehauen?

Ich habe mich das schon öfter gefragt, vor allem auch beim Lesen des Buches von Robert Krause. Wäre ich, mal angenommen ich hätte schon 1961 im Osten gelebt – vielleicht im Teenageralter oder als junge Erwachsene – abgehauen? Hätte ich meine Familie dort gehabt, ich weiß nicht, vermutlich nicht. Wobei mein Papa wohl gesagt hätte: Anja, hau ab in die Freiheit! Wir kommen nach. Und ja, ich bin sicher, sie hätten einen Weg gefunden nachzukommen. Oder wir wären alle zusammen abgehauen, was wesentlich wahrscheinliche gewesen wäre. Mit dem Wissen von heute wäre ich natürlich abgehauen.

Parallelen zu heute

Irgendwie haben wir durch Corona eine ähnliche Situation wie damals. Wir werden mehr oder weniger auch eingeschränkt, können nicht mehr überall hin, nicht mehr alles machen, die Familie und Freunde einfach so treffen. Mal eben in den Freizeitpark, zu Konzerten oder Veranstaltungen, Messen und vieles mehr. Und immer mit Abstand und Mundschutz.
Auch bei uns ist eine Veranstaltung ausgefallen. Vom 12. – 15 März 2020 wäre ich mit meinem Mann in Hamburg gewesen, bei der Tour „Die drei ??? und der dunkle Taipan“, meine Weihnachtsgeschenk, das ist nach 2x verschieben jetzt auf den 19. November 2022 verlegt.
Aber – Corona ist hoffentlich absehbar und in den Griff zu bekommen.

Dies ist nicht mein erster Blogbericht zum „geteiltes Deutschland“, denn wir schon gesagt, beschäftigt mich das Thema und zu mehreren Anlässen gibt es schon Blogberichte.

Ich war mehrmals inzwischen dort, als Kind wohl 2x, später, als die Mauer weg war mehrmals. Auch in Berlin, da ist auch dieses Foto entstanden. Die Mauer habe ich leider nie gesehen, hätte mich sehr interessiert. Dafür erinnere ich mich mit gemischten Gefühlen an die Grenze in Schlutup, wo wir damals mit dem Auto rübergefahren sind.

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